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Freitag, 24. Januar 2014

Erfahrungsbericht Anan 100 mit Vergleich zum Flexradio 3000


Verpackung
Wie bereits am 05. Januar diesen Jahres berichtet, verlief die Bestellung bei Apache-Labs in Indien völlig problemlos und sehr professionell. Insbesondere nutzt Apache-Labs mit der Fedex ein hervorragendes Logistikunternehmen, welches für die Zoll-Formalitäten eine große Hilfe darstellt.
Die Verpackung des Anan entspricht dem normalen Standard. In Styropor eingebettet, reist der Anan in einem kleinen Karton, welcher durch einen großen Umkarton geschützt wird. Im Lieferumfang befinden sich des Weiteren ein DC-Kabel sowie einige Ersatzjumper, über deren Zweck ich im Weiteren noch berichten werde. Alles in allem hätte der Anan sowohl von Icom als auch von Kenwood oder Yaesu geliefert sein können.
Professionelle Optik bei ansehnlicher Verarbeitung
Physischer Aufbau
Zwar erscheint der physische Aufbau bei SDR grundsätzlich wenig spektakulär oder sogar langweilig, dennoch gibt es in diesem Feld einiges zu berichten. Bereits Anfang 2013 veröffentliche Apache-Labs die ersten Fotos über das Serienmodell des Anan 100. Schon zu diesem Zeitpunkt gefiel mir die Optik außerordentlich gut. Insbesondere die Miniatur-Rackgriffe hatten es mir bereits zu diesem Zeitpunkt angetan. Die Begeisterung darüber blieb auch beim Auspacken bestehen. Die Griffe sehen toll aus und sind zudem stabil genug, um das Gerät damit tragen zu können. Der Anan selbst wirkt aufgrund seines massiven Aluminiumgehäuses sehr stabil. Das Finish wirkt ordentlich und macht insgesamt einen qualitativ guten Eindruck.
Zudem zeugt der Ein-/Ausschalter auf der Frontseite von hoher Qualität und wirkt stabiler als die Pendants der Flexradios 1500, 3000 und 5000. Auch nach Betätigen dieses Schalters blieb ich freudig, denn der Geräuschpegel des Anan schien mir deutlich angenehmer zu sein, als bei meinem zuvor genutzten Flex 3000. Weiterhin befinden sich 3 Klinkenbuchsen auf der Frontseite, welche den direkten Anschluss von Heil- oder Computerheadsets ermöglichen sowie einen Anschluss für einen Keyer bieten. Insbesondere die Möglichkeit, ohne Interface ein Electret-PC-Mikro anschließen zu können, scheint mehr als zeitgemäß und ist gut gelungen. Je nach verwendetem Mikrofontyp können im Inneren des Anan Jumper gesetzt werden, welche für Electret-Mikrofone die notwendige Spannung bereitstellen oder dieses Feature, beispielsweise für Heil-Headsets abschalten. Zudem lässt sich über die Stereoklinken auch ein PTT-Signal einspeisen. Der Vorteil in der Jumper-Lösung liegt in meinen Augen vor allem darin, dass der Verzicht auf Mikrofon-Peripherie-Geräte (Adapter, Interfaces etc.) das Risiko von Einstrahlungen deutlich minimiert. Da SDR im Gegensatz zu konventionellen TRX ohnehin anfälliger auf vagabundierende HF reagieren, ist dieser Aufbau mehr als löblich und sollte auch bei anderen Herstellern Schule machen. Als wesentlichster Anschluss befindet sich an der Fronseite des Anan die RJ45 Buchse, welche der Verbindung zu einem Computer oder Router dient. Dieses Design halte ich nicht für die beste Lösung, da eine Montage der Buchse auf der Rückseite mit Blick auf das optische Gesamterscheinungsbild geeigneter gewesen wäre.
Auf der Rückseite kann der Anan ebenfalls überzeugen. Es findet sich eine Vielzahl von Anschlussmöglichkeiten, welche dem späteren Betrieb und eigener Experimentierfreude kaum Grenzen setzen. Neben Antennenanschlüssen, Empfangsantennenanschlüssen, 10 MHz In, Transverteranschluss etc. findet sich zudem ein Sub-D Anschluss mit 25 Pins. Dieser Anschluss hat es in sich. Neben erwarteten Features wie Line In (auch als Mic In nutzbar) oder Line Out lassen sich sechs Pins durch den Nutzer programmieren. Damit kann der Anan ohne Zubehör direkt eine Filterbank für Bandpassfilter steuern, was insbesondere für Contester ein wichtiges Kriterium sein kann.
Wird der Anan geöffnet - beispielsweise zur Änderung der Jumperkonfiguartion - findet sich ein sauberer Aufbau auch im Herzen des Gehäuses. Im Inneren dominieren die Platine HERMES HPSDR sowie die 100W PA.

 
Eine schlichte Front - lediglich die RJ45-Buchse wirkt mit einem angeschlossenen CAT6-Kabel störend
Installation und Einrichtung
Nach nunmehr vier Jahren Amateurfunk mit PowerSDR hat mich die Einrichtung des Anan vor keine Herausforderungen gestellt. Der Anan wurde mir mit der aktuellsten Firmware ausgeliefert, sodass die Installation direkt starten konnte. Aus Furcht vor Komplikationen habe ich jedoch vor der Installation mein Win 7 X64 neu installiert, um mögliche Fehlerquellen von vornherein zu eliminieren. Als Rechner nutze ich ein MacbookPro (mid 2011, Intel i5, 8 GB RAM) mit Bootcamp.
Die Installation von PowerSDR mRX verläuft erwartungsgemäß und ohne Komplikationen. Nach der Installation ist nicht einmal ein Neustart des Systems erforderlich. Ebenfalls ohne Probleme fand PowerSDR den Anan mittels einer automatisch generierten IP-Adresse auf Anhieb. Die übrigen Menüs und Einstellungen ähneln der aktuellen Flexradio-Version 2.6. Gut gelungen finde ich die TX-DSP, mit welcher ich besser zu Recht komme, als es unter PowerSDR 2.6 der Fall war. Für mich weniger nachteilig, aber insbesondere für CWisten wesentlich ist die Tatsache, dass die Tracking Notch Filter fehlen. Diese Eigenentwicklung von Flexradio steht HPSDR (vielleicht noch?) nicht zur Verfügung.
Die Einbindung von third party software verläuft routiniert wie von PowerSDR gewohnt. Programme wie der Virtual Serial Port Emulator und Virtual Audio Cable gehören dabei zur Grundausstattung, damit PowerSDR NF- und CAT-mäßig mit anderen Programmen zusammenarbeiten kann. In diesem Zusammenhang empfehle ich nochmals T-Mate von Woodboxradio, da dieser VFO-Knopf durchaus in der Lage ist, den Eindruck eines konventionellen TRX zu vermitteln. Besonders vorteilhaft erweist sich T-Mate im Contest, da zum Wechsel der Frequenz sowie für andere Einstellungen das Log stets das aktive Fenster bleibt, da die Maus nicht über die PowerSDR-Konsole wandern muss. Mir ist es oft passiert, dass ich versehentlich ein Rufzeichen eintippte, während das Fenster PowerSDR noch aktiv war. Wer die Settings-Voreinstellungen aus PowerSDR für die Tastatur kennt, der weiß, dass eine solche Fehlbedienung unweigerlich zu einem heftigen Frequenzwechsel und zum Verlust des QSO-Partners führt…
Die Rückseite mit vielen Anschlüssen - fast wie beim Flex 5000

Performance
Hinsichtlich der Performance gibt es aus meiner Sicht über den Anan keine Klagen. Die vertraute Softwareoberfläche ist vielleicht aus heutiger Sicht nicht mehr all zu modern, aber die Bedienelemente befinden sich in einer übersichtlichen und zweckmäßigen Anordnung. Der RX des Anan ist hervorragend und steht den Flexradios in nichts nach. Ob der Anan hinsichtlich seiner RX-Eigenschaften besser performt, vermag ich nicht zu beurteilen, da dies allenfalls sehr subjektive und wenig belastbare Feststellungen wären. Allein über die guten 6m Empfangseigenschaften habe ich mehrfach in der einschlägigen Yahoo-Group gelesen. Ein großer Vorteil des Anan liegt in der sichtbaren Bandbreite des Spektrums. Mit einem maximalen Spann von 384 KHz im Standardmodus kann fast jedes Amateurfunkband komplett betrachtet werden. Das Verkoppeln von mehreren RX lässt folglich noch größere Sichtbereiche zu. Hier stellt sich jedoch die Frage, inwieweit dies für den praktischen Betrieb sinnvoll erscheint. Persönlich ist mir selbst 384 KHz Spann auf 40m zu viel, da die Signale optisch schlicht zu klein werden. Ein zielgerichtetes Klicken mit der Maus ist somit fast nicht möglich. Insbesondere die CWisten werden sich an dieser Stelle fragen, wie sich der Anan insbesondere sendeseitig mit dieser traditionellen Sendeart verhält. Leider kann ich hierzu keine Aussage machen, da ich diese Sendeart (noch) nicht betreibe.
Für den Sendezweig erwähnte ich bereits, dass sich die TX-DSP von PowerSDR für Flexradios unterscheidet. Nichtsdestotrotz erfolgen die Einstellungen in ähnlicher Art und Weise. Abhängig vom verwendeten Mikrofon lassen sich die Pegel passgenau einstellen und mit dem TX-Equalizer abrunden. Die Ausgangsleistung von 100 Watt SSB ist problemlos auf allen Bändern erreichbar, wobei auch bei längeren Durchgängen die Erwärmung des Anan vertretbar bleibt. Für Dauerstrichbetriebsarten gilt beim Anan hingegen eine Grenze von 30 Watt. Aufgrund der kompakten Bauform sollte die Begrenzung für längere Durchgänge oder bei intensiven Contestbetrieb auch eingehalten werden. Für kürzere Durchgänge scheinen jedoch auch bis zu 50 Watt Ausgangsleistung kein Problem zu sein. Mehr Output ist ohnehin nicht empfehlenswert, da sonst die ALC über 0 dB ansteigen kann. Für Digimodes hat sich eine maximale ALC von -3 dB als optimal erwiesen. Hierzu sollte Output-Power auf 100 Watt gesetzt werden, wobei NUR mittels TX-Gain im Einstellungsbereich DigU/L die gewünschte Sendeleistung eingestellt wird.
12V DC Anschluss samt massiver Erdungsklemme
Softwarealternativen
Für einen Flexradio-Nutzer ungewohnt, bietet der Anan eine Fülle von Betriebssoftware. Je nach Geschmack des Bedieners lässt sich so die für die eigenen Belange am besten geeignete Software auswählen. Dies gilt derzeit vornehmlich für den Empfangsbetrieb, da die meisten Derivate nicht oder noch nicht sendefähig sind. Mir persönlich gefällt cuSDR derzeit als RX-Software am besten, da die grafische Oberfläche  zukunftsweisend erscheint. Ähnlich fortschrittlich und zum Preis von 150 Euro erhältlich, wirkt Studio 1 von Woodboxradio. Soll der Anan nicht nur unter Windows, sondern auch unter Apples Mac OS X genutzt werden, so bieten sich virtuelle Maschinen für den Betrieb an. cuSDR harmoniert sehr gut mit Virtual Box von Oracle, während PowerSDR mRX sehr gut unter Parallels 9 arbeitet. Im Archiv finden sich zu dieser Thematik bereits eigene Beiträge.
Eine besondere Eigenschaft des HERMES-Boards liegt darüber hinaus in der Möglichkeit, dass SDR auch als Vektoriellen Netzwerk-Analyzer verwenden zu können. Mittels der Software (http://openhpsdr.org/wiki/index.php?title=VNA) lässt sich die PA abschalten, sodass mit einer optionalen Reflexionsmessbrücke SWR etc. bestimmt werden können. Zudem lassen sich auch selbstgebaute Bandpassfilter ausmessen, was ebenfalls eine wichtige Ergänzung für das Hobby darstellt.

Zum Schluss habe ich noch eine kleine Übersicht vorbereitet, die anhand einiger Kriterien die Unterschiede zwischen dem Anan 100 und dem Flexradio 3000 verdeutlichen soll. Als Kernaussage ist festzuhalten, dass beide Geräte hervorragend zum Amateurfunkbetrieb geeignet sind. Der Anan entstammt jedoch einer jüngeren Generation von SDR, was die teils umfangreicheren Fähigkeiten erklärt. Dafür bietet der Flex 3000 ein bewährtes Konzept mit einem erstklassigen Antennentuner zu einem Preis, der im Vergleich zum Anan deutlich günstiger ausfällt.

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